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21.12.2023

Suizidalität: Auch die Einsamkeit Trauernder berücksichtigen

Am 13.12.23 hat der Deutsche Bundestag die vom Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) vorgelegte Strategie gegen Einsamkeit beschlossen. Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) begrüßte in einer Pressemitteilung vom 14.12.23, dass Einsamkeit als komplexe gesamtgesellschaftliche Herausforderung anerkannt wird, vermisst aber den Zusammenhang zwischen Trauer und Einsamkeit sowie Trauer und Suizidalität.       

Die Linderung oder Vermeidung von Einsamkeit spiele im Kontext von Hospizarbeit und Palliativversorgung eine zentrale Rolle: So bei der gesellschaftlichen Integration und Teilhabe der Schwerkranken und Sterbenden, insbesondere durch Kommunikation und die Beziehungsarbeit, die in ambulanten Hospizdiensten, stationären Hospizen oder in Palliativstationen und in Krankenhäusern geleistet wird.

„Aus diesem Grund begrüßen wir die jetzt verabschiedete Strategie, vor allem, dass Einsamkeit als komplexe gesamtgesellschaftliche Herausforderung anerkannt wird“, erklärte Prof. Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des DHPV. „Besonders wichtig ist aus Sicht des DHPV, dass Menschen in vulnerablen Lebenssituationen und deren Risiko für leidvolle Einsamkeit ausdrücklich erwähnt sind, darunter Schwerstkranke in der letzten Lebensphase und ihre Zugehörigen.“

Wie der DHPV in einer Stellungnahme zum Diskussionspapier: „Auf dem Weg zu einer Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit“ im März dieses Jahres ausdrücklich formuliert hatte, gehören zu den Personen in vulnerablen Lebenssituationen aber ganz besonders auch die Trauernden. Erfahrungen in der Hospizarbeit und Palliativversorgung zeigen, dass der Verlust nahestehender Menschen, insbesondere des Lebenspartners oder der Lebenspartnerin, ein wesentlicher Auslöser für leidvoll erfahrene Einsamkeit ist.

„Und ausgerechnet diese wichtige und zahlenmäßig sehr große Gruppe findet in der jetzt verabschiedeten Strategie keine Erwähnung“, so Hardinghaus. „Hier wäre zum Beispiel die Förderung der von Hospizdiensten angebotenen Trauerarbeit ein wichtiger Aspekt.“

Auch der Zusammenhang von Einsamkeit und Suizidalität ist nach Einschätzung des DHPV zu wenig berücksichtigt. Zwar werde chronische Einsamkeit als zentraler Risikofaktor für Suizidalität benannt. Allerdings hätte nach Ansicht des DHPV die suizidpräventive Bedeutung der Strategie gegen die Einsamkeit stärker zum Ausdruck kommen müssen.

Trotzdem sieht der DHPV einige Punkte, die auch mit den Ansätzen der Hospizbewegung und Palliativarbeit übereinstimmen. Etwa die Stärkung von freiwilligem und bürgerschaftlichem Engagement und Ehrenamt als geeignetem Instrument, um Einsamkeit zu lindern und vorzubeugen sowie die Förderung sozialer Orte und Räume für Austausch, Begegnung und Engagement aller Altersgruppen in den Kommunen.

„Wir sprechen in der Hospizarbeit von sorgenden Gemeinschaften“, so Hardinghaus. „Das ist ein Ansatz, der auch bei der Umsetzung der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland eine immer größere Rolle spielt und der der zunehmenden Vereinsamung in unserer Gesellschaft wirkungsvoll begegnen könnte.“

Weitere Informationen:

Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland